Gunter Demnig, der Schöpfer der Stolpersteine, zu diesem Buch

In diesem Buch werden viele Fragen zum Stolperstein gestellt – zum Beispiel: Stellt er die Avantgarde einer neuen Gedenkkultur dar? Welche Wirkung hat eine so intensive Beschäftigung mit den Schicksalen jener, deren Namen auf dem Stolperstein stehen? Welche Wirkung hat
diese Beschäftigung auf die Initiatoren der Stolpersteine? Und welche auf die Nachkommen und die Angehörigen der Opfer? Und können Stolpersteine eine neue Wahrnehmung der NS-Verbrechen in der Öffentlichkeit hervorrufen?

Kann die Ansicht der Straße selbst einen Eindruck davon vermitteln, was (unsere) Geschichte ist, und welche Informationen liefern die Stolpersteine? Wie werden sie „gelesen“?

Diese (und weitere) Fragen werden mit diesem Buch beantwortet, und mir persönlich gefällt am besten die Antwort auf die Frage, was das Wesen des Stolpersteins eigentlich ist: Der Stolperstein – und auch die Gesamtheit aller Stolpersteine – ist ein Schwarmdenkmal, weil es durch intelligentes,
selbstorganisiertes Zusammenwirken der Menschen entsteht, die mein Kunstwerk angenommen haben, nachdem ich es der Öffentlichkeit übergeben hatte. Dieser Entstehungsprozess ist anarchisch – aber nicht chaotisch.