Warum Steine putzen – und warum am 27. Januar?

Mitglieder der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße rückten an zum Stolpersteine-Putzen: In der Stierstraße in Friedenau liegen 54 Stolpersteine; die 10 x 10 cm großen Messingplatten glänzen in der Sonne. Das tun sie aber nur, wenn sie frisch verlegt – oder eben geputzt und poliert wurden. Da die Steine vor den Eingängen auf den
Bürgersteigen derjenigen Häuser liegen, in denen die deportierten und
ermordeten NS-Opfer wohnten, werden sie naturgemäß auch ziemlich schnell
unansehnlich. Sie sind der Witterung ausgesetzt. Regen und Schnee, herab fallendes
Laub und der übliche Schmutz, der die Gehwege bedeckt, tun ihr Werk.

Es ist also nicht damit getan, die Daten der Opfer, die später auf den Stolpersteinen eingraviert sind, zu recherchieren, die Steine anzumelden, zu bezahlen und schließlich eine würdige und schöne Übergabe der Steine an die Öffentlichkeit zu organisieren, Gäste
einzuladen, Reden zu halten. Anschließend müssen die Steine hin und wieder
geputzt und poliert werden, damit sie ihren Sinn erfüllen können, nämlich die
Anwohner und Passanten daran zu erinnern, wer hier wohnte, dann deportiert und
ermordet wurde.

Der 27. Januar ist ein passender Tag, hier tätig zu werden, denn es ist der internationale Gedenktag, der an den Holocaust erinnert. Am 27. Januar im Jahr 1944 hat die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit.

Also verabreden wir uns zum Putzen.
Diesmal sind wir Vier – bewaffnet mit Besen, Putz- und Poliermitteln und mit
weichen Tüchern, und wir haben Grund zur Freude: Zwei der Steine glänzen schon,
obwohl wir sie noch gar nicht geputzt haben. Das waren Schüler der Schule am
Perelsplatz, die diese beiden Stolpersteine unter ihre Obhut genommen haben und
pflegen. Wir danken Euch dafür! Vielleicht finden sich ja auch Bewohner in den
Häusern, vor denen die Stolpersteine liegen, die in Zukunft mal daran denken,
„ihre“ Stolpersteine zu pflegen?

Über Petra Fritsche

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